Es sollte eines der Highlights der USA-Reise sein: Der Yosemite National Park. Drei volle Tage in beeindruckender Naturkulisse mit Wanderungen durch spektakuläre Landschaften und Camping in der Wildnis. Wir wollten tiefer vordringen, als nur bis zu den Scenic Viewpoints von El Capitan, dem Half Dome oder den Yosemite Falls. Uns wirklich Zeit nehmen, um den Park zu erkunden, auch wenn dazu sicherlich mehr als drei Tage notwendig wären. Und dann kam doch alles anders.
Warum unser Trip in den Yosemite National Park zu den Abenteuern zählt, bei denen einiges schief läuft, was das mit Entschleunigung zu tun hat und warum es doch noch ein Happy End gab, findet ihr gleich heraus.

Sehnsuchtsziel Yosemite
Der Yosemite National Park ist wohl einer der berühmtesten National Parks der USA und der ganzen Welt. Seit seiner Gründung im Jahr 1855 zieht er Reisende aus allen Ländern in seinen Bann. Und auch ich war hier keine Ausnahme. Auf über 3.000 Quadratkilometern beeindruckende Wasserfälle, uralte Riesenmammutbäume, tiefe Täler und imposante Berge erleben? Sign me up! Was ich bisher nur von Fotos kannte, das wollte ich endlich mit meinen eigenen Augen sehen. Wir hatten dabei Glück, denn wir reisten im Jahr 2023, als es noch keine Zugangsbegrenzung für den Nationalpark gab.
Von Anfang an stand fest, dass diese USA-Reise durch Kalifornien – und damit auch den Yosemite National Park – ein Camping-Urlaub werden sollte. Denn das ist einerseits oft günstiger als Ferienwohnungen und Hotels zu mieten. Andererseits gibt es keinen besseren Weg die Naturschönheiten der USA zu erleben und sich dabei selbst zumindest ein bisschen wild zu fühlen, wie es John Muir vor über 200 Jahren wohl schon getan hat. Nachdem wir also unseren Camper Van gebucht hatten, musste nur noch der passende Campingplatz in der Nähe des Nationalparks gefunden werden. Easy oder?
Der frühe Vogel bucht den Campingplatz, der späte sieht zu wo er bleibt
Leider nicht so ganz. Denn Camping direkt im Yosemite Valley, dem Herzen des National Parks, ist praktisch nahezu unmöglich. Nicht, weil es keine Campingplätze gäbe. Sondern weil es unglaublich schwer ist, einen Platz zu ergattern. Denn diese werden über ein Lotterie-Verfahren vergeben, an dem tausende von Menschen teilnehmen. Die Plätze werden ca. fünf bis 6 Monate im Voraus freigeschaltet und sind dann meist innerhalb von Minuten weg. Dazu kommt, dass ein Camping Urlaub auf einem der offiziellen Campingplätze in Yosemite National Park in der Regel nicht mit einem Camper Van möglich ist. Aus Camping im wurde also schnell Camping beim Yosemite National Park.
Und selbst hier rate ich euch schnell zu sein, denn auch die Camping Plätze um den Park werden oft weit im Voraus gebucht. Hier ein paar Tipps aus meiner Erfahrung:
- Der Nationalpark ist grundsätzlich über fünf Eingänge erreichbar: Vier auf der Westseite, welche die grundsätzlich beliebtere ist aufgrund der Nähe zum Yosemite Valley und den Tioga Pass Entrance auf der östlichen Seite des Parks. Überlegt euch also im Voraus, was ihr machen und sehen möchtet, denn Fahrzeiten im Park können schnell lang werden. Und bucht dann einen Camping-Platz in der Nähe des entsprechenden Eingangs.
- Camping Plätze, die von den Behörden gestellt und betreut werden, sind oft deutlich günstiger als privat geführte. Dafür sind sie aber auch häufiger schnell ausgebucht und oft rudimentärer ausgestattet. Ich persönlich habe hier jedoch sehr gute Erfahrungen gemacht. Die beste Übersicht bietet die zentrale Reiseplanungsplattform der Regierung.
- Prüfe die Öffnungszeiten! Je nachdem, wo der Campingplatz liegt bzw. wie hoch, kann es durchaus sein, dass dieser später öffnet als andere.
Von der Kunst, die falsche Wahl getroffen zu haben
Da wir vor allem Wandern gehen und etwas abseits vom Trubel des Yosemite Valley die Natur genießen wollten, hatten wir uns entschieden einen Platz auf der Seite des Tioga Pass Entrance zu buchen. Die Auswahl war hier noch deutlich größer, Wandergebiete am besten zu erreichen und auch für Aktivitäten wie Horse Back Riding gab es einige Angebote. Der Campingplatz auf dem French Camp Campground im Inyo National Forest war hier perfekt: Schön gelegen, günstig und mit einer noch annehmbaren Fahrzeit zum Park.
Dass der Tioga Pass zu der Zeit noch komplett zugeschneit und vereist war, machte uns keine Sorgen. Schließlich würden wir erst im Juli dort sein und der Pass wurde bisher fast immer noch pünktlich im Mai eröffnet. Und genau das ist der Moment, in dem ihr euch die Stimme aus dem Off vorstellen könnt, die sagt: „Aber es sollte anders kommen.“.
Das war bereits der erste Moment dieser Reise, in der leider nicht alles nach Plan geklappt hat. Denn je näher der Urlaub kam, umso nervöser verfolgte ich die Updates rund um die Eröffnung des Tioga Pass, die immer noch nicht feststand. Historisch hohe Schneemengen. Die Räumfahrzeuge kommen nur schwer voran. Das ungute Gefühl machte sich immer mehr breit. Was, wenn es doch nicht klappt? Wenn der Pass nicht rechtzeitig öffnen wird? Sollten wir umbuchen? Aber noch sind es doch acht Wochen. Sechs Wochen. Vier Wochen. Zwei Wochen. Und dann habe ich eingesehen: Das Risiko war zu groß, die Wahrscheinlichkeit gering, dass der Eingang offen und die Einfahrt in den National Park möglich sein würde. Fahren zu einem anderen Eingang? Faktisch unmöglich.
Zwei Wochen vor Abflug mussten wir also der Tatsache ins Gesicht blicken, dass wir einen Campingplatz hatten, der sicherlich schön lag, uns nur leider für den Besuch des Yosemite Parks herzlich wenig nützlich sein würde. Es musste etwas Neues her auf der anderen Seite des Parks. Die Seite, wo schon Monate im Voraus oft ausgebucht ist. Der Großteil der Vorfreude wich nun also Frust bei der Suche nach der Nadel im Heuhaufen.
Superman saves the day
An dieser Stelle muss ich ein großes Lob an meinen Mann geben, der sich der Sache annahm und nach nicht minder viel Frust einen Campingplatz in annehmbarer Nähe des Big Oak Flat Entrance gefunden hat: Die Red Tail Ranch in Groveland, für welche wir auch eine klare Empfehlung aussprechen können. Die Betreiber bieten auf einem Stück Gelände abseits der Ranch Campingplätze für RVs, Campervans und auch einfache Zeltplätze. Es gibt Outdoor-Duschen und Toiletten mit fließend Wasser (keine Selbstverständlichkeit!), ein Küchenhäuschen sowie einen Aufenthaltsraum, in dem sogar WLAN verfügbar ist. Deutlich besser ausgestattet also, als wir es ursprünglich geplant hatten, aber Spoiler: Darüber würden wir noch sehr froh sein. Fürs Erste war dieser Teil des Urlaubs also gerettet. Yosemite National Park, here we come!
Leisure Sickness oder erzwungene Entschleunigung
Angekommen sind wir auch, jedoch nicht im besten Zustand. Denn pünktlich zum Independence Day, welchen wir noch in Seattle verbracht hatten, wurde ich krank. Eine Erfahrung, die sicher einige von euch teilen können: Der Stress des Alltags fällt ab, das Immunsystem fährt herunter und dann sorgten die Klimaanlagen für den Rest. Ich konnte mich zwar mit Medikamenten nach einem kurzen Tief wieder halbwegs gut fangen, aber wie es kommen musste, habe ich natürlich meinen Partner angesteckt. Und ihn hat es noch viel schlimmer erwischt, Medikamente nur bedingt geholfen. Während wir uns bereits durch San Francisco gequält hatten, waren wir nun nach langer Fahrt auf dem Campingplatz beim Yosemite National Park angekommen, aber nicht in bester Verfassung. Bis morgen würde es aber sicher besser gehen und wir konnten ja erst einmal mit einem kleinen Ausflug hin zum Merced Grove starten, wo wir Giant Sequoias ansehen wollten.
Mammutbäume und -sorgen im Merced Grove
Am nächsten Morgen ging es also früh raus. Ich fühlte mich bereits wieder deutlich besser und auch Patrick schien es besser zu gehen. In jedem Fall waren wir motiviert. Fahren würde aber erst einmal ich. Alles klar, kein Problem. Der Weg zum Park war angenehm, der Eintritt durch vorheriges Kaufen des Tickets ohne Wartezeiten erledigt und auch am Merced Grove haben wir direkt einen Parkplatz gefunden. Patrick war etwas blass, aber zuversichtlich, dass alles passen würde. Also haben wir uns – eingeschmiert mit ausreichend Sonnencreme und ausgestattet mit ausreichend Wasser – auf den Weg gemacht, um Riesenmammutbäume zu sehen. Es war heiß, aber schön und ging Großteils bergab. Wir begegneten anderen Wanderern und machten Scherze über Eichhörnchen, die uns attackierten, wann immer etwas auf uns herabfiel. Bald kamen wir an die ersten Mammutbäume und das Staunen war groß. Und Patrick wurde immer stiller. Jedoch nicht vor Staunen.